Immunität anschalten
Neuer Genschalter für die Grundimmunität
In unserer Sammlung der Europäischen Wildrebe fanden wir einige Pflanzen die gegen Rebkrankheiten recht widerstandsfähig waren. Eine spezialisierte Immunität war unwahrscheinlich, da diese Krankheiten erst seit 150 Jahren in Europa vorkommen. Wir vermuteten daher, dass hier die Grundimmunität besser aktiviert wurde. Tatsächlich konnten wir zeigen, dass in diesen Reben die Bildung des Abwehrstoffs Resveratrol schneller und stärker angeschaltet wurde. Als wir dann unseren "Champion", eine Wildrebe mit dem Namen Hördt 29, mittels next generation sequencing untersuchten, fanden wir heraus, dass in dieser Rebe ein Genschalter namens MYB14 in seiner Steuersequenz (dem sogenannten Promotor) eine längere Region aufwies, die bei den Kulturreben fehlte. Das war sehr spannend, weil MYB14 an die Steuersequenz der Stilbensynthase bindet und diese aktiviert. Stilbensynthase ist aber das Enzym, das den Abwehrstoff Resveratrol bildet. Mithilfe eines etwas exotischen Experiments konnten wir dann beweisen, dass dieses Genstück aus der Wildrebe tatsächlich eine schnellere Aktivierung des MYB14-Promotors hervorruft. Dazu wurden die beiden Versionen des MYB14-Promotors (einmal aus Hördt 29, einmal aus Kulturreben) vor das Gen für Luciferase gespannt. Luciferase ist das Enzym, was für das Leuchten der Glühwürmchen verantwortlich ist. Diese Kombination wurde dann mithilfe einer Genkanone in Weinrebenzellen hineingeschossen und dann geprüft, wie gut man den Promotor durch Signale aus Mikroorganismen aktivieren kann - jedesmal, wenn der Promotor aktiviert wird, entsteht nämlich ein Glühwürmchen-Leuchten und dessen Stärke kann man messen. Hier zeigte sich nun tatsächlich, dass das Genstück aus der Wildrebe Hördt 29 etwa viermal so stark aktiviert wie das entsprechende Genstück aus Kulturreben. mehr...