Lycium chinense / barbarum - Goji-Beere
Die "wahre" Goji-Beere?
die Goji-Beere, auch Wolfsbeere genannt, spielt in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine große Rolle. Ihr wird eine Verbesserung der Leberfunktion und des Sehvermögens zugesprochen und sie soll sogar den Altersprozess aufhalten können. Das ist vermutlich auch der Grund, warum diese knallroten, aber etwas bitter schmeckenden Beeren auch im Westen als "Super-Food" Karriere machen. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Beeren ist beträchtlich - pro Jahr werden derzeit etwa eine halbe Milliarde Euro mit Goji-Beeren umgesetzt. Hauptexporteur ist China, wo vor allem in den Steppen der Provinz Ninxia große Flächen mit Goji-Beeren zu finden sind. Tatsächlich sind diese Beeren nicht nur voll von wertvollen Antioxidantien, sondern enthalten auch besondere Schleimstoffe, Polysaccharide, für die in Versuchen eine Hemmung von Tumorzellen nachgewiesen wurde, aber auch die Verbesserung der Merkfähigkeit von Mäusen, weshalb das "Super-Food" inzwischen auch als Alzheimer-Kur Furore macht.
Freilich ist nicht so ganz klar, wer oder was nun eigentlich die "wahre" Goji-Beere ist. Neben der vor allem in China vorkommenden Lycium chinense gibt es nämlich noch die in Tibet beheimatete Lycium barbarum. Über die Frage, welche dieser Arten nun die bessere sei, tobt ein erbitterter, teilweise auch politisch und kulturell aufgeladener Streit.
In Wirklichkeit ist es noch viel schlimmer: Die Gattung Lycium, die übrigens weltweit vorkommt, ist sehr artenreich und unter den Artnamen verbergen sich vermutlich unerkannte, separate Arten, die dann vermutlich auch in ihrem Wirkstoffprofil verschieden sind. Experten vermuten, dass in China etwa 40 Arten von Lycium vorkommen, die bislang nicht als Arten erkannt sind. Die inzwischen sehr teure Beere wird, vor allem in verarbeiteter Form, gerne mal mit ähnlich aussehenden Früchten - etwa unserer heimischen Berberitze - "gestreckt".
Eine Echtheitsprüfung ist also dringend notwendig und am Botanischen Institut arbeiten wir auch intensiv an solchen Tests, die auf molekularen Markern beruhen. Allein: ein Test ist nur so gut wie seine Referenzpflanzen gesichert sind. So wie bei Arten auch untersuchen wir derzeit im Rahmen einer Masterarbeit (Sascha Wetters), welche Pflanzen unserer Goji-Sammlung im Garten der Art L. chinense, und welche der Art L. barbarum zuzurechnen sind. Dabei wird nicht nur auf klassische Weise bestimmt, sondern auch intensiv gemessen und genau hingeschaut. Die Mühe lohnt sich - schon jetzt konnten mehrere Pflanzen, die wir von anderen Gärten falsch bestimmt bekommen hatten, "zurechtgerückt" werden. Und dann haben wir auch noch Pflanzen gefunden, die Eigenschaften der beiden Arten verbinden - es stellt sich nun die Frage, ob das Bastarde sind oder ob man es hier mit einer dritten, bisher nicht bekannten Art zu tun hat. Die bisherigen Daten deuten darauf hin. Es bleibt also spannend.