Metasequoia glyptostroboides - Urweltmammutbaum
An der Nordwestecke des Gartens steht ein stattlicher Baum - zumindest in der Region wohl der größte seiner Art. Der Urweltmammutbaum galt eigentlich als ausgestorben. Etwa zehn Arten waren zur Kreidezeit auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet und in ihren hohen und lichten Wäldern spielten sich wohl allerlei Dramen ab, wenn der Tyrannosaurus rex oder andere fleischfressende Dinosaurier ihre Beute, zumeist pflanzenfressende Saurier, rissen. Gemeinsam mit den Sauriern verschwanden auch die Urweltmammutbäume schlagartig. Warum, ist ein Rätsel - vielleicht war die Klimaabkühlung infolge eines Asteroideneinschlags vor Mexiko schuld, dass diese wärmeliebenden Bäume durch modernere Laubbäume verdrängt wurden.
Erst im Jahr 1941 entdeckten Forscher der Universität Nanjing lebende Exemplare dieses ausgestorben geglaubten Fossils in einem unzugänglichen Bergtal in Setchuan. Ähnlich wie der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) ist er der letzte seiner Art.
Im Herbst verfärben sich seine Nadeln gelbbraun und fallen teilweise ab. Wenn er ab März seine riesigen Pollensäcke in den Wind hängt, sind die Äste noch nicht belaubt, so dass der Wind den Pollen besser erreichen kann. Erst im Mai werden dann die neuen, nun schön frischgrün erscheinenden Nadeln gebildet.
Wenn ein lebendes Fossil so lange Zeit überlebt hat, dann weiß es sich offenbar gegen Schädlinge und Krankheiten zu wehren. In der Tat ist der Urweltmammutbaum voll von sogenannten Sekundärmetaboliten, darunter sehr viele, die man nicht von anderen Pflanzen kennt. Der Vergleich mit in Bernstein eingeschlossenen Nadeln zeigt, dass diese Hausapotheke schon über 100 Millionen Jahre im Gebrauch ist. Die Untersuchung dieser wertvollen Inhaltsstoffe hat erst begonnen, doch schon jetzt hat man einige anti-Tumor- und anti-virale Wirkstoffe gefunden. Der Antikrebs-Wirkstoff Dihydrohinokiflavone ist sogar schon patentiert worden.
Wer weiß, welche Schätze unser alter Geselle im Botanischen Garten noch birgt?