Vitis sylvestris (Wilde Weinrebe)
Die Wilde Weinrebe ist nahe mit unserer Kultur-Weinrebe verwandt und lebt in naturnahen Auwäldern entlang der großen Flüsse. Die meisten Vertreter der Gattung Vitis kommen in Ostasien und in Nordamerika vor, als einziger europäischer Vertreter dieser Gattung hat Vitis sylvestris die Eiszeit überlebt, vermutlich in eisfreien Regionen der südeuropäischen Flüsse wie dem Rhônetal. Durch die Zähmung unserer großen Ströme und die fast vollständige Rodung naturnaher Auenwälder ist die Wilde Weinrebe inzwischen nur noch in wenigen, von einander isolierten Populationen zu finden. Sie gilt in Deutschland daher als vom Aussterben bedroht.
Im Zusammenhang mit neuartigen Ansätzen des Pflanzenschutzes, der auf evolutionsbiologische Ansätze zurückgeht, wird die Europäische Wilde Weinrebe nicht nur in mehreren Exemplaren von verschiedenen Standorten erhalten, sondern auch mit Hilfe molekularer Phylogenie wissenschaftlich untersucht. Dabei interessiert vor allem, inwieweit die verschiedenen Restpopulationen untereinander verwandt sind und ob noch ein Genfluss existiert.
Gemeinsam mit dem Botanischen Institut 1 baut der Botanische Garten eine Sammlung von Wildrebenarten (derzeit über 100 Arten) auf. In einer Kooperation mit dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg wird daran gearbeitet, die Weinrebe gegen eine Pilzkrankheit, den Falschen Mehltau, zu schützen. Diese Krankheit wurde im 19. Jahrhundert aus Nordamerika eingeschleppt und verursacht seither große Schäden. Wilde Rebenarten aus Nordamerika waren schon seit Urzeiten mit dem Falschen Mehltau konfrontiert und sind immun. Wir wollen herausbekommen, warum. Wenn wir dies verstanden haben, können wir daran gehen, diese Immunität entweder durch Züchtung oder durch eine Art "Impfung" auf die europäische Weinrebe zu übertragen. Im Rahmen dieses Projekts wird auch die bedrohte Europäische Wilde Weinrebe im Botanischen Garten im Rahmen einer Erhaltungskultur gezüchtet und wissenschaftlich untersucht.