Myrmecodia - Ameisenknolle
Diese kleinen Sträucher aus Papua-Neuguinea gehören derselben Familie an wie der Kaffeestrauch und leben oft als Aufsitzerpflanzen oder in Lichtungen, wo der tropische Boden sehr nährstoffarm ist. Schon im Keimlingsstadium schwillt der Stiel blasig auf, später entsteht ein verzweigtes System von Kammern, das bei ausgewachsenen Ameisenknollen über 5 Liter fassen kann. Diese Kammern werden bald von Ameisen der Art Iridomyrmex cordatus besiedelt, die auch die an Brustwarzen erinnernden bernsteinfarbenen Früchte verbreiten und deren Samen oft in Mauern entlang ihrer Ameisenstraße einbauen, so dass in der Umgebung einer Ameisenknolle bald aufgereiht ihre Nachkommenschaft aufsprießt. Die Ameisen finden in den Kammern ideale Bedingungen und finden hier Schutz und Unterkunft.
Der Nutzen dieser offenbar gezielt gestalteten Wohngemeinschaft für die Pflanze war dagegen lange Zeit unklar. Zunächst dachte man, dass die Ameisen möglicherweise die Pflanze vor Fress-Feinen schützen, so wie es bei der Ameisenakazie in Mittelamerika der Fall ist. Freilich ist Iridomyrmex cordatus von sehr friedlicher Natur und reagiert nicht, wenn man sich an ihrer Schutzpflanze zu schaffen macht. Ausserdem bildet die Ameisenknolle Bitterstoffe, die als Frass-Schutz wohl ausreichen. Die Erklärung wurde erst vor kurzem gefunden: Die Ameisen benutzen manche der Kammern als Latrine und als Lagerraum für getötete Beute, während sie in anderen Kammern ihre Brut aufziehen. Die Brutkammern werden von glatten, wasserabweisenden Wänden gebildet, während die Wände der Ameisentoiletten warzig sind. Diese Warzen beherbergen Drüsen, womit die Pflanze den organischen Stickstoff aus Ameisenexkrementen und Beuteleichen aufnimmt. Auf diese Weise kann sie an ihrem nährstoffarmen Standort (Aufsitzerpflanzen können ja keinen Stickstoff aus dem Boden aufnehmen) überleben.
Mit welchen chemischen Signalen diese exotische Pflanze ihren Hausgenossen manipuliert, ist noch völlig unbekannt.