Solanum betaceum - Baumtomate oder Tamarillo
Eine Tomate, die ein Baum ist - tomate de arbillo, wie sie in ihrer südamerikanischen Heimat heißt? Klingt erst mal ungewöhnlich. Wer aber im Subtropenhaus vor diesem kleinen Baum steht, versteht sofort, woher der Name stammt: die weißen, fünfzähligen Blüten ähneln denen der Tomate in Form und Größe, sind freilich weiß statt gelb. Noch überzeugender wird der Name, wenn man im Herbst die roten Früchte in kleinen Büscheln herunterbaumeln sieht.
Dennoch war die Baumtomate bis 1995 in einer anderen Gattung Cyphomandra eingeordnet. Als sie von dem Botaniker Lynn Bohs dann so, wie bei ihrer Entdeckung 1799 wieder zu der Gattung Nachtschatten (Solanum) gestellt wurde, erhob sich erst einmal taxonomischer Protest. Inzwischen ist diese Einordnung aber auch durch viele molekulare Marker bestätigt worden und allgemein anerkannt. Neben dem Namensgeber, dem Nachtschatten, gehören auch unsere Kartoffel (Solanum tuberosum) und unsere Tomate (Solanum lycopersicum) in diese Gattung.
Ebenso wie diese beiden Kulturpflanzen stammt auch die Baumtomate aus Amerika und wurde vermutlich um die Zeit, als Christoph Kolumbus landete, domestiziert. Eine wilde Population war aber lange unbekannt. Erst vor 40 Jahren kamen Gerüchte auf, dass die Baumtomate wild im Süden Boliviens vorkomme und dies wurde dann in zwei Expeditionen 1998 und 2000 bestätigt. Heute wird die Baumtomate oder Tamarillo vor allem in Mexiko und in Neuseeland angebaut. Ihr süßherbes Fruchtfleisch eignet sich für Soßen, Chutneys oder als Brotaufstrich oder wird einfach so ausgelöffelt. Seit wenigen Jahren kann man sie auch gelegentlich bei uns in den Geschäften finden.
Die Hochlandbewohner der Anden benutzen die Blätter auch als Medizin gegen Halsentzündungen. In der Tat hat man in der Tamarillo Polysaccharide entdeckt, die Entzündungen wirksam unterdrücken können.
Die Bestäubung der Baumtomate ist noch ein Mysterium - während die anderen Nachtschattengewächse duftende Nektarblüten besitzen und vor allem von Nachtfaltern bestäubt werden, ist die Tamarillo eine Pollenblüte, die vermutlich eher von Hummeln und Bienen bestäubt wird (so wie inzwischen übrigens auch die "echte" Tomate, die in ihren peruanischen Wildformen auch von Nachtfaltern, in ihrer in Mexiko kultivierten Form aber von Hummeln bestäubt wird).