Koeleria glauca (Blaugrünes Schillergras)
Zwischen Rastatt und Mainz erstrecken sich vor allem östlich des Rheins die großen Flugsandgebiete Nordbadens. Sie entstanden während der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren,
als Sandpartikel aus den riesigen oberrheinischen Tundralandschaften vom Wind ausgeblasen und weitertransportiert wurden. Nur unter diesen extremen klimatischen Bedingungen konnten Sandverwehungen bis hin zu Dünen entstehen, daher können neue Dünen heute auf natürliche Weise nicht mehr gebildet werden.
Sandrasen und -dünen zählen zu den extrem heißen (xerothermen) Standorten: Die Sandmagerrasen zeichnen sich durch ein sehr geringes Wasser- und Nährstoffangebot sowie extreme Temperaturunterschiede aus. Diese anspruchsvollen Bedingungen verlangen von Pflanzen und Tieren zur erfolgreichen Existenz besondere Anpassungen. Im Pflanzenreich existieren zwei hauptsächliche Strategien: Langlebige Arten mit starker Anpassung an Trockenheit, so genannte Xerophyten, sowie einjährige Pflanzen, welche die Frühjahrsniederschläge zu Wachstum und Fruchtreifung ausnutzen, so genannte Therophyten.
Das Blaugrüne Schillergras ist ein Beispiel für eine an die rauhen Bedingungen angepasste Pflanzenart. Es gehört zur Familie der Süßgräser und besiedelt kalkhaltige Sanddünen und nährstoffarme Magerrasen. Stabile Vorkommen existieren in Baden-Württemberg nur noch auf den wenigen verbliebenen Dünen um Sandhausen und Schwetzingen sowie auf einem Sekundärstandort auf einem Mannheimer Bahngelände. Diese Standorte sind nach wie vor durch Verbuschung der Magerrasen, Aufforstung, Betreten und Befahren gefährdet. Eine zusätzliche Gefahr stellt die Verdrängung konkurrenzschwacher Arten wie des Blaugrünes Schillergrases durch nichtheimische Arten, so genannte invasive Neophyten, dar. Koeleria glauca gilt in Baden-Württemberg als stark gefährdet und befindet sich daher seit Oktober 2005 im Botanischen Garten des KIT in Erhaltungskultur. Die Art wurde dabei aus Pflanzen, die einen Teil des Mannheimer Bahngeländes besiedelten, vermehrt.