2023 03: Gesunde Kommunikation
Esca & Co ist eigentlich eine stressbedingte Krankheit. Die verursachenden Pilze können viele Jahre im Holz siedeln, ohne Symptome zu verursachen. Wenn die Pflanze jedoch Klimastress ausgesetzt wird, wie es auch hierzulande immer öfter geschieht, kann der Pilz das wahrnehmen und bringt seinen Wirt um. In einer Kooperation mit dem Institut für Biologische Wirkstoff-Forschung (IBWF) in Kaiserslautern konnten wir zeigen, dass der Wirt unter Stress Ferulasäure anhäuft, weil diese Vorstufe des Holzstoffs Lignin nicht mehr eingebaut werden kann. Der Pilz Neofusicoccum parvum hat "gelernt", Ferulasäure als Signal für die Krise der Wirtspflanze zu erkennen und reagiert damit mit der Bildung von Fusicoccin A, womit er den Wirt in den Selbstmord treibt, so dass er sich an der Leiche gütlich tun kann, um so die Energie für die Bildung von Sporen zu beziehen. Was aber geschieht, solange der Wirt gesund ist? Dann erzeugt der Pilz 4-Hydroxyphenyl-Essigsäure, was als Wuchsstoff fungiert und das Immunsystem des Wirts so manipuliert, dass er Pterostilben nicht mehr bilden kann - das ist der Abwehrstoff, der gegen diesen Pilz gerichtet ist. Ohne Klimastress könnte der Pilz also sogar für uns von Nutzen sein. Können wir diese ausgefuchste Kommunikation so beeinflussen, dass auch unter Klimastress 4-Hydroxyphenyl-Essigsäure gebildet wird? Dann würde der Ausbruch der Krankheit verhindert. Genau daran arbeiten wir im Rahmen unseres vom Strategiefond des Präsidiums geförderten Projekt Microbes for Future (M4F). Die Arbeit über die "gesunde Kommunikation" ist nun in der hochrangigen Zeitschrift Plant Cell & Environment erschienen: 202. Flubacher NS, Baltenweck R, Hugueney P, Fischer J, Thines E, Riemann M, Nick P, Khattab IM (2023) The fungal metabolite 4-hydroxyphenylacetic acid from Neofusicoccum parvum modulates defence responses in grapevine. Plant Cell & Environment 46, 3575-3591 - pdf |